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Was ist gerecht – gibt es Gerechtigkeit ?
Wenn man von Gerechtigkeit spricht wird allgemein gerechtes handeln vorausgesetzt. Das scheint vordergründig richtig zu sein. Aber was ist „richtig“? Als erste Antwort darauf wird wohl gesagt: „ richtig ist was „Recht“ ist. Aber schon stellt sich die Frage: „kann alles richtig sein, was man macht, auch wenn das den Rechtsnormen entspricht und in den eigenen Augen zunächst so scheint. Aber kommen wir bei weiterer Betrachtung mit anscheinend richtigem Handeln nicht manchmal einem anderen Menschen zu Nahe und schränken dessen Handeln zu sehr ein oder lassen ihm sogar überhaupt keinen Spielraum, nach seinem eigenen Willen zu handeln? Ist der Gerechtigkeit also schon genüge getan wenn man sich bei seinem Tun an bestehende Gesetze hält? Mit ziemlicher Sicherheit nicht, denn man kann nur dann auf sein Recht pochen, wenn man durch sein eigenesHandeln nicht das Recht eines anderen einschränkt. Hier ist dann eine Abwägung zu treffen, welches Handeln von einem höheren Recht eingeschränkt werden kann. Sind dann beide Parteien nicht einsichtig, hat eine dritte Instanz darüber zu entscheiden. In einem Rechtsstaat sind dafür Gerichte zuständig in denen bei Verhandlungen von Richtern darüber entschieden wird wem Recht zugesprochen wird. In einer solchen Verhandlung wird einer Partei dann „ihr Recht“ zugesprochen und der Unterlegene hat sich danach zu richten und sich entsprechend zu verhalten. Vom Gang zu weiteren Instanzen wollen wir hier nicht sprechen und nehmendie letzte Instanz der Rechtsprechung an. In den Augen des Verlierers muss diesesUrteil aber keinesfalls als gerecht angesehen werden, weil er sich in„seinen vermeintlichen Rechten“ eingeschränkt fühlt.
Wir kommen der Gerechtigkeit zwar sehr nahe, wenn man die Rechtsprechung in einem bestimmten eingegrenzten lokalem Raum, sprich Land, sieht. Wenn das auch bereits hier in unserem Staat nicht unbegrenzt zu sein scheint. Aber wenn man die darin lebenden Menschen betrachtet wird man erkennen, dass in den verschiedenen Landesteilen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen leben bei denen bereits in einigen Punkten Abweichungen vonSichtweisen oder Normen zu erkennen sind. Hier kommt es wohl darauf an, dass man in dieser Gesellschaft geboren, aufgewachsen und seinen festen Platz als Erwachsener gefunden hat. Unter Seinesgleichen herrscht fast immer Harmonie. Wechselt man dann aber seinen angestammten Lebenskreis, ändern sich die Ansichten und Gewohnheiten in dem neuen Bereich und umso mehr, je weiter man sich daraus entfernt, gar in ein anderes Land oder anderen Kontinent wechselt. So kann grundsätzlich gesagt werden, dass Rechtsnormen in langen Jahren und über Generationen hinweg wachsen, erweitert und den aktuellen jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden.
Selbstjustiz und Rachegedanken konnte sich nur der Stärkere leisten. Obrigkeiten und Schiedsgerichte gab es zwar auch, die richteten sich allerdings nicht nach feststehenden niedergelegten Gesetzen. Hier wurde nach moralischen Grundsätzen, die von den vorangegangenen Generationen überliefert wurden,versucht Recht zu sprechen. Aber Willkür war dabei nie auszuschließen. Inwieweit es dabei tatsächlich gerecht zu ging bleibt zu bezweifeln, denn die Mächtigen hatten das Sagen und auch Korruption hat es bereits seit Menschengedenken gegeben.
Das ist aber nicht nur subjektiv betrachtet so, sondern auch objektiv, weil nicht jeder von seinem intellektuellen und/oder finanziellen Möglichkeiten in der Lage sein kann sich mit seinem Standpunkt bei Gerichten durchzusetzen. Nicht jeder kann sich einen Anwalt leisten und somit versucht er erst garnicht gegen eine vermeintliche Ungerechtigkeit vorzugehen.
So kann als Fazit angenommen werden,dass es eine allgemein gültige Gerechtigkeit nicht gibt, sondern nur eine individuelle. Die Formelle Rechtsprechung liefert zwar in einer Vielzahl von Fällen in unserem Staat befriedigenden Ergebnisse.
Hier sind die Regierenden gefordert einen Ausgleich zu schaffen. Aber das ist nur über einen Planungszeitraum möglich, der weitaus länger ist als eine Legislaturperiode. Leider denken unsere Politiker und Parteien nur inLegislaturperioden und nicht darüber hinaus. Manche Entscheidungen sind im Moment nicht populär und könnten Wählerstimmen kosten, das schreckt ab. Die meisten Politiker denken zunächst lieber an sich, im besten Fall noch an ihre Partei, leider seltener an die breiten Schichten der Bevölkerung und noch weniger an die Zukunft der nächsten Generationen.
Klaus Giersiepen Wermelskirchen, 25.März 2014
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